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6 Ideen für die Bodenarbeit mit deinem Pferd

Während beim Reiten eine nahezu endlose Vielzahl an Lektionen, Bahnfiguren und Aufgaben vorhanden ist, sieht die Sache vom Boden für viele Pferdemenschen schon etwas anders aus.

Es gibt weniger gut ausgebildete Trainer für dieses Gebiet und auch sonst ist es meist schwerer, Inspiration zu finden. In vielen Ställen scheint Bodenarbeit kaum ein Begriff zu sein.

In diesem Artikel möchten wir dir einen Startpunkt für deine Reise zu mehr Achtsamkeit, Kreativität und Spaß in der Bodenarbeit mit deinem Pferd geben. Viel Freude beim Lesen!
 

1. Verbesserung eurer Kommunikation

Vielleicht hast du Lust, dich einen Tag lang speziell der Verbesserung eurer Kommunikation zu widmen?

Eine schöne Übung hierzu ist das achtsame Wandern.

Dazu gehst du mit deinem Pferd entweder am Strick oder frei in der Reitbahn los und achtest darauf, ob ihr es schafft einen gemeinsamen Rhythmus zu finden.

  • Passt sich dein Pferd deinem Tempo an oder überholt es dich?
  • Könnt ihr gemeinsam anhalten, ohne dass es mit der Hinterhand ausschert oder dich mit der Vorhand in die Bahnmitte drängelt?
  • Hält es einen respektvollen Abstand?

Suche hier bewusst nach den Momenten, in denen dein Pferd etwas gut macht und lobe es ausgiebig dafür!

Achte auch darauf, was dein Körper macht und welche Reaktionen deine Bewegungen beim Pferd hervorrufen. Hast du z.B. das Gefühl, dass dich dein Pferd immer nach innen drängt? Vielleicht verlagerst du selbst dein Gewicht auf dein inneres Bein und lädst dein Pferd somit ein, dir nach innen zu folgen.
 


In diesem Artikel schreibe ich über die Bedeutung des achtsamen Einsatzes deiner Hände in der Bodenarbeit, um das Vertrauen deines Pferdes in dich zu fördern. Folge diesem Link: Achtsame Hände in der Bodenarbeit


 
Das Pferd zu strafen, wenn du gerade widersprüchlich bist, kann eure Beziehung nachhaltig verletzen!

Klappt das achtsame Wandern bereits gut, dann drehe jetzt den Spieß um und frage dich:

  • Kann auch ich das Tempo meines Pferdes spiegeln?
  • Halte ich einen für mein Pferd angenehmen Abstand ein?
  • Auf welcher Führposition fühlt mein Pferd sich am wohlsten?

Auf diese Weise etabliert ihr einen Umgang, der von gegenseitiger Rücksichtnahme und Sanftheit geprägt ist und stärkt somit euere Beziehung.
 

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2. Freiarbeit

Lässt man einmal all die Hilfsmittel wie Halfter, Seil und Gerte weg dann bleibt die Wahrheit: Wie gut steht es tatsächlich um die Beziehung zu deinem Pferd?
 


Kannst du dein Pferd auch ohne Halfter und Seil zur Mitarbeit bewegen? Wie gerne macht es wirklich mit? Für uns ist die freiwillige Freiarbeit ein unheimlich wichtiger Prüfstein für die Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Wenn du mehr über unsere Ansichten über die Freiarbeit erfahren möchtest, folge diesem Link: Warum ist Freiarbeit nicht immer freiwillig?


 

Die Freiarbeit ist wunderbar geeignet um zu sehen, wie gut es um eure Kommunikation, Motivation und Beziehung tatsächlich bestellt ist.

Häufig treten aber Probleme auf. Zum Beispiel

  • beachtet das Pferd den Menschen nicht
  • bleibt das Pferd unsicher in einer Ecke stehen und bewegt sich nicht vom Fleck
  • oder es dreht wie wild Runde um Runde und bedrängt fortwährend den Menschen

Recht schnell entwickelt das Pferd in der Freiarbeit andere Ideen als man selbst.
 


Mit unserer Schülerin Carina hatten wir im Unterricht die Situation, dass auf der einen Seite das äußerst verlockenden Gras wuchs und auf der einen Seite der Wunsch nach einer feinen Verbindung in Freiheit bestand. Wie wir es geschafft haben, die Stute Lotte zur Mitarbeit zu gewinnen? Das erfährst du in diesem Artikel: Carina, Lotte und die Freiarbeit.


 
Kannst du also Aktivitäten finden, die so überzeugend sind, dass das Pferd sich wirklich dafür entscheidet? Wie kannst du es motivieren, trotzdem mit dir etwas zu unternehmen, obwohl auch andere Dinge reizvoll sind?
 

3. Gymnastizierende Bodenarbeit

Für die gymnastizierende Bodenarbeit legen wir großen Wert auf biomechanisch korrekte Abläufe und empfehlen daher einen gut sitzenden Kappzaum.

Warum ein Kappzaum? Zuerst einmal stört man mit einem Kappzaum das Pferd nicht im empfindlichen Maul, sollte es sich doch einmal ungestüm in die Zügel/Longe werfen. Zum anderen kann man nur mit dem Kappzaum sehr präzise auf den Schädel des Pferdes einwirken und eine korrekte Stellung erfragen.
 

In der gymnastizerenden Bodenarbeit sollte bereits ein gewisses Grundvokabular erarbeitet worden sein.

 
Als Einstiegsübungen bieten sich hier vor allem das „Lösen-Stellen-Biegen“ aus der akademischen Reitkunst an oder das „Führen in Stellung“ als Vorbereitung auf die Longenarbeit (der Begriff stammt ursprünglich von Babette Teschen und ihrem Longenkurs).

Weiterhin gehört dazu unabdingbar ein gewisses Grundwissen über gesunde Bewegungen.
 


In diesem Artikel habe ich über die Bedeutung der Trag- und Schubkraft in der Pferdeausbildung gesprochen und wie du deinen Blick für gesunderhaltende Bewegungen schärfen kannst. Folge einfach diesem Link: Über Schub- und Tragkraft in der Pferdeausbildung.


 
Bewegt man sich auf gebogenen Linien, spielen natürlich Zentrifugalkräfte eine große Rolle und wir Menschen haben die Aufgabe, dem Pferd eine Haltung beizubringen, die es ihm ermöglicht sich verschleißarm zu bewegen.

Dazu muss es uns möglich sein, die Schulter und Hinterhand des Pferdes zu beeinflussen. Dies erarbeiten wir uns unter anderem über die Seitengänge und die Beeinflussung des Schwungs.

Erst wenn wir einen Einfluss auf den Pferdekörper bekommen können, ist es möglich das Pferd zu schulen und auszubalancieren.
 

4. Der „Du entscheidest“-Tag

Bodenarbeit

Wie wäre es einmal, wenn du dich von deinem Pferd einen Tag lang leiten lassen würdest? Vielleicht hast du Lust dir einen Tag ganz bewusst Zeit zu nehmen und einmal zu schauen, was dein Pferd so für Ideen hat.

Vielleicht möchte es mit dir ein bisschen die Umgebung um den Stall herum erkunden, eine kalte Dusche an einem heißen Tag bekommen, bei Wind und Wetter auf dem Reitplatz einmal richtig Dampf ablassen oder einfach nur mit dir zusammen auf dem Paddock entspannen – nichts muss, alles darf.

Wir Menschen unterliegen so vielen Einflüssen, besonders durch das Internet. Unablässig sehen wir, was andere Menschen mit ihren Pferden tun und so entsteht in unseren Köpfen ein Bild von „Jeder Tag mit meinem Pferd muss voller aufregender Erlebnisse und Erfolge sein“.

Diese Vorstellung kann einen ziemlichen Druck auf uns ausüben und sogar dazu führen, dass wir die Zeit am Stall vor lauter Erwartungen und Ansprüchen gar nicht mehr richtig genießen können.

Nehmen wir uns dagegen bewusst die Zeit und erlauben uns einmal loszulassen und nichts zu erwarten, dann können wir das wahre Wunder des Lebens erfahren:
 


In diesem Artikel schreibt Anni über die Rolle der Entschleunigung im Pferdetraining. Für uns geht es nicht um höher, schneller, weiter – für uns geht es um die Tiefe und um das kleine Glück eines achtsam miteinander verbrachten Tages. Wenn du dich dafür interessierst, folge einfach diesem Link: Über den Zauber der Langsamkeit.


 
Lass dir dabei von deinem Pferd helfen, gib einfach mal das Planen ab und lass dich leiten. Und vielleicht bist du überrascht davon, wie wenig es eigentlich braucht, um miteinander glücklich zu sein.
 

5. Spazierengehen

intuition

Spazierengehen an der Hand ist irgendwie nur was für Jungpferde, die man noch nicht reiten kann? Weit gefehlt! Nicht nur aus Gründen der Schonung des Pferderückens kann es sinnvoll sein, neben statt auf dem Pferd die Natur zu erkunden. Es macht nämlich mindestens genauso viel Spaß zusammen mit seinem Pferd die verschiedenen Hindernisse zu bewältigen und dabei seine eigene Fitness zu steigern!
 

Auf Spaziergängen mit dem Pferd kann die Kommunikation in authentischen Situationen verbessert werden.

 
Denn gilt es beispielsweise einen sehr schmalen Pfad zu passieren, dann geht unter Umständen das Pferd auch mal vor dem Menschen und somit gibt man eine Menge Kontrolle ab – eine vielleicht ungewohnte aber sehr bereichernde Erfahrung. In diesen Momenten kann man seinem Pferd gegenüber wunderbar zum Ausdruck bringen, dass man ihm vertraut und sich auch einmal führen lassen kann. So werdet ihr noch mehr zu einem Team auf Augenhöhe.

Außerdem gibt das Gelände eine Unmenge an propriozeptivem (also Körperwahrnehmung verbesserndem) Input, den das Pferd im oftmals eher monotonen Stallalltag nicht bekommt. Dies verbessert die Trittsicherheit und kann auch optimal genutzt werden, um Pferde im Aufbau nach längerer Krankheitsphasen wieder in ihrer Tiefenmuskulatur zu stärken.

Nutze die Gegebenheiten des Geländes, um eure Spaziergänge zu Abenteuern zu machen, die das Selbstvertrauen deines Pferdes stärken und eure Beziehung vertiefen. Gruselige Gegenstände sind eine wunderbare Gelegenheit dem Pferd beizubringen, mit seiner Anspannung umzugehen und sich auf diese Gegenstände zuzubewegen.
 


Das geht besonders gut mithilfe der positiven Verstärkung. Wenn du dich dafür interessierst, wie du das Clickertraining nutzen kannst, um alltägliche Aufgaben harmonischer zu meistern, folge einfach diesem Link: Widersetzlichkeiten bei Alltagsaufgaben.


 

6. Zirkuslektionen

Habt ihr eine gute Basis gefunden und ist dein Pferd motiviert bei der Sache, kannst du es auch einmal mit Zirkuslektionen versuchen. Richtig ausgeführt, können diese dazu beitragen, dem Pferd mehr Selbstbewusstsein zu geben und ihm helfen, seinen Körper besser einschätzen zu lernen. Außerdem kannst du sehr viel über den richtigen Einsatz von Lob und Bestätigung lernen.
 


Gerade im Bereich der Zirzensik dient häufig Futterlob als Motivator. Warum das aber tückisch sein kann und wie du Futterlob so im Training einsetzen kannst, dass Pferd und Mensch sich auch wirklich wohl damit fühlen, erklären dir diese beiden Artikel: Wie erkläre ich meinem Pferd die Regeln der Höflichkeit? und Warum du ein Markersignal brauchst!


 
Als gute Basislektion bietet sich das Podest an, denn viele Pferde haben einen natürliche Begeisterung für Dinge, auf denen sie erhöht stehen können. Der Blick eines Pferdes, welches sich zum ersten Mal getraut hat, einen Huf auf das Podest zu stellen und schließlich stolz seinen Blick über die Gegend schweifen lässt ist einfach einmalig!
 

Anspruchsvollere und energiegeladene Lektionen wie das Steigen oder der spanische Schritt sollten wiederum mit Umsicht beigebracht werden.

 
Je nach Charakter des Pferdes und Ausbildungsmethode kann es hier zu emotionalem Stress kommen, mit dem richtig umgegangen werden will.

Suche dir dazu einen guten Trainer, der dir bei der Erarbeitung hilft, wenn du dir nicht sicher bist, ob du diese Lektionen erarbeiten kannst, ohne unkontrolliertes Steigen, Hufe in die Luft werfen oder emotionale Ausbrüche hervorzurufen.
 

Du brauchst noch mehr Wissen und Ideen Zur sanften Bodenarbeit?

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7 Comments


Marie
15. Oktober 2018 at 20:20
Reply

Ach das habt ihr wirklich toll geschrieben!! Danke für euren tollen Beitrag ❤️
Liebste Grüße an euch aus Bayern von Silas, Leevi und Marie ????


    Jana
    15. Oktober 2018 at 22:21
    Reply

    Danke für deine liebsten Worte, liebstes Mariechen ♥!

    Manuela
    2. Juli 2019 at 6:52
    Reply

    Ich finde diesen Beitrag so inspirierent,und er bestätigt mein Gefühl anders mit meinem Pferd umzugehen.Bei uns am Stall sind einige die Bodenarbeit machen, Freiarbeit das sieht bei den fortgeschrittenen auch super aus, aber ich kenne auch den Weg bis dahin und der ist für mich nicht schön viel Druck viele immer und immer wiederholte Übungen bis es so klappt das der Mensch zufrieden ist.Nur schaut man dann ins Pferdegesicht sieht man kein glückliches sondern eher ein Pferd das aufgegeben hat.Das hat sich für mich schon immer falsch angefühlt da ich ein Mensch bin der sehr auf seine Intuition hört.Ich freue mich so einen tollen Beitrag gefunden zu haben.????

      Jana
      2. Juli 2019 at 11:26

      Liebe Manuela, dein Kommentar berührt mich sehr! Denn genau wie du sagst, ist es auch unser Herzensanliegen, dass das Pferd eine schöne Zeit erlebt wenn wir am Stall sind. Ob das nun bedeutet, dass wir auf dem Platz zusammen tanzen oder auch einfach mal nur uns an die Heuraufe setzen und dem zufriedenen Malmen lauschen… Letztendlich ist es das Gefühl der Verbundenheit und gegenseitigen Bereicherung, was ich gerne im Alltag erleben möchte. Keine Lektion der Welt kann dieses Gefühl ersetzen und sei sie noch so „perfekt“ und gehorsam ausgeführt. 🙂 Ich denke, da dürfen wir sensiblen und intuitiven Menschen wieder lernen, mehr auf unseren Bauch zu hören und die Welt da draußen Stück für Stück ausblenden, wenn sie uns von unserer Intuition ablenkt. Danke für deine schönen Worte zu dem Beitrag und ich wünsche dir von Herzen, dass du weiterhin auf den Gefühl vertrauen kannst! Alles Liebe, Jana

        Mirja
        1. Januar 2021 at 23:22

        Wirklich ein schöner Beitrag. Ich war auf der Suche nach Inspiration für die Arbeit mit meiner Pflegebeteiligung und habe durch diesen Artikel gute Anreize gefunden 🙂

        Jana
        2. Januar 2021 at 0:55

        Hallo Mirja!
        Das freut mich sehr zu hören, ganz lieben Dank. Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit mit deiner Pflegebeteiligung!
        Liebe Grüße,
        Jana

M. E
12. April 2022 at 22:43
Reply

Wow so toll geschrieben 🙂 hat mir wirklich mit meiner RB geholfen.
Lg


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