In diesem Artikel beschäftigen wir uns
- mit der Frage: Was ist Konditionierung?
- wofür wir die Konditionierung brauchen
- und damit, wie du dein Pferd auf ein Markersignal konditionieren kannst
Viel Freude beim Lesen!
Psst…
Alles Wissenswerte zur sanften Bodenarbeit geben wir dir in diesem Leitfaden an die Hand: Leitfaden für die sanfte Bodenarbeit
Was ist Konditionierung?
Konditionierung ist eine Form des Lernens, die entweder durch Reiz-Reiz Assoziationen oder Reiz-Reaktions Assoziationen stattfindet (dazu mehr unter dem Punkt “Formen der Konditionierung”).
Spannend ist die Frage, ob Konditionierung etwas “Natürliches” ist. Schließlich klingt schon allein der Begriff nach Labor und Versuchstieren, oder?
Tatsächlich ist Konditionierung aber die Grundlage dafür, dass (Säuge-)Tiere die Welt begreifen können.
Schon das neugeborene Baby lernt, dass dass es durch Quengeln oder Lächeln die Aufmerksamkeit seiner Mutter steuern kann. Und unsere Pferde konditionieren uns mit ihrer liebevollen Art darauf, sie mit Liebe und Zuneigung zu überschütten…
Wofür brauchen wir Wissen über Konditionierung?
Nur wenn wir uns mit dem Lernen von Pferden befassen ist es uns möglich, gezielt zu beeinflussen, was sie lernen.
Eine typische Situation, in der Pferde etwas anderes lernen als das, was der Mensch sich erhofft: Das Pferd reißt sich los und geht grasen. Der Mensch reagiert darauf, indem er zum Pferd geht und es erstmal straft und schimpft – was lernt das Pferd in der Folge?
- Losreißen ist super, denn das führt mich zum Jackpot (Wiese)
- Menschen sind ziemlich unfreundlich, ich lasse mich lieber nicht wieder von ihnen einfangen, wenn ich erstmal frei bin
Das Pferd wird sich also nicht nur wahrscheinlicher losreißen, sondern sich danach auch nicht mehr einfangen lassen wollen.
Und auch im Clickertraining tritt häufiger der Fall auf, dass wir uns durch falsche Abfolgen von Verhaltensweisen von Pferd und Mensch selbst Fehlverhalten schaffen. Bevor das Pferd ein Label aufgedrückt bekommt, sollten wir uns stets selbst fragen: Hatte es überhaupt die Chance, die gewünschte Verknüpfung von Verhalten und Konsequenz zu erlernen?
Formen der Konditionierung: Klassische vs. Operante Konditionierung
Wir unterscheiden zwei Hauptformen des Lernens, die im Pferdetraining beobachtet werden können:
Operante Konditionierung
- die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens verändert sich aufgrund der Konsequenzen (Pferd wartet nach dem Aufsteigen, bekommt dafür einen Keks)
- Verhalten wird gezeigt, wenn ein Bedürfnis befriedigt werden muss
- kann das Verhalten die gewünschte Konsequenz hervorbringen (und somit das Bedürfnis befriedigen), tritt es in Zukunft häufiger auf
Wird das Verhalten mehr, wissen wir, dass es sich um Verstärkung handelt – dann müssen wir nur noch schauen, ob ein Reiz hinzugefügt oder entfernt wird, um entscheiden zu können, ob es sich um positive oder V oder negative Verstärkung handelt.
Wird das Verhalten weniger, wissen wir, dass es sich um Strafe handelt – dann müssen wir nur noch schauen, ob ein Reiz hinzugefügt oder entfernt wird, um zu erkennen, ob es sich um positive oder negative Strafe handelt.
Klassische Konditionierung
- Reize werden miteinander assoziiert
- KEINE Verhaltensänderung
- Vorteil aus evolutionspsychologischer Sicht: Bereitet Organismus auf schnelles Reagieren vor (z.B. wenn bei Pferden schon das Rascheln von Blättern die Aufmerksamkeit erregt und nicht erst der Anblick des “Monsters”)
Im Clickertraining ist die Konditionierung auf den Click als Markersignal ebenfalls erlernt durch die klassische Konditionerung. Dazu erfährst du mehr in dem Artikel: Basics Clickertraining: Markersignal
Konditionierung im Pferdetraining
Im Pferdetraining nutzen wir häufiger die operante Konditionierung, da wir ja meistens Verhalten ändern und nicht nur Reize miteinander verknüpfen wollen.
Konditionierung im klassischen Training
Im traditionellen Training finden wir meist die negative Verstärkung als Form der operanten Konditionierung. Hier wird Druck aufgebaut, bis das Pferd beispielsweise weicht. Reagiert das Pferd wie gewünscht, lässt der Druck nach, wodurch das Pferd bestätigt wird. Gut ausgeführte negative Verstärkung kennzeichnet sich durch sehr gutes Timing und ein gutes Gefühl für die Druckempfindlichkeit des Pferdes.
Konditionierung im Clickertraining
Im Clickertraining nutzen wir die positive Verstärkung als Form der operanten Konditionierung. Wir nutzen etwas für das Pferd Angenehmes (Futter, Kraulen) als Anreiz, damit es uns ein bestimmtes Verhalten zeigt und belohnen die Annäherung an dieses Verhalten mit den o.g. Verstärkern.
Gut durchgeführte positive Verstärkung achtet ebenfalls sehr auf die mentalen und körperlichen Grenzen des Pferdes, geht sehr kleinschrittig vor und hat ein komplexes System, das es erstmal zu verstehen gilt (Kriterien, Timing, Verhaltensketten, Signalkontrolle, Extinktion…).
Auch die negative Strafe findet sich manchmal im Clickertraining. Vor allem, wenn das Pferd Fehlvehalten zeigt, kann durch z.B. Ignorieren oder eine Trainings-Auszeit das Verhalten unterbrochen werden.
Allerdings bietet das Clickertraining viele gut geeignete Möglichkeiten zur Auflösung von ungewünschten Verhaltensweisen.
Wie konditioniere ich mein Pferd auf ein Markersignal?
Wie du bereits weißt, nutzen wir für die Konditionierung auf den Click die klassische Konditionierung. Denn: Wir verknüpfen den Click (Reiz 1) mit dem Futter (Reiz 2).
Praktisch kannst du so vorgehen:
Bereite Futter und eine Futtertasche vor, halte deinen Clicker oder dein gewähltes Markersignal einsatzbereit und stelle dich entweder neben dein Pferd oder hinter einen Zaun mit deinem Pferd auf der anderen Seite (insbesondere, wenn dein Pferd übergriffig ist).
Vergewissere dich, dass du blitzschnell mit deiner Hand in die Futtertasche kommst – nun clicke und übergib sofort das Futter an dein Pferd. Mache das etwa fünf Mal hintereinander.
Mache eine kleine Pause, in der du mit deinem Pferd z.B. ein bisschen Gras am Reitplatzrand zupfst (leg die Futtertasche dafür zur Seite). Dann stelle dich nach der Pause erneut neben deinem Pferd oder hinter einem Zaun auf und mache jetzt den Test: Clicke und schau, ob dein Pferd die Ohren spitzt und etwas wacher wirkt, vielleicht sogar zu deiner Tasche oder Hand sucht.
Wenn ja, hat es die Verknüpfung zwischen Click und Futter höchstwahrscheinlich hergestellt.
Wenn nein, darfst du die Verknüpfung noch weiter festigen, indem du den Ablauf wiederholst.
Ich wünsche wir dir viel Freude beim Ausprobieren!
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