In diesem Artikel erkläre ich dir
- was ein Markerisgnal ist und wie es funktioniert
- was du alles als Markersignal nutzen kannst
- die wichtigsten Fallstricke bei der Verwendung eines Markersignals und wie du diesen entgehen kannst
Viel Spaß beim Lesen!
Alles Wissenswerte zur sanften Bodenarbeit geben wir dir in diesem Leitfaden an die Hand: Leitfaden für die sanfte Bodenarbeit
Was ist ein Markersignal?
Das Markersignal ist ein Signal, welches präzise den gewünschten Moment eines Verhaltens markiert und eine Belohnung ankündigt. Dabei wird ein immer gleich klingendes akustisches Signal verwendet, um dem Pferd anzuzeigen, dass ein Verhalten, das es gerade gezeigt hat belohnt wird. Im Clickertraining wird das gewünschte Verhalten von einer positiven Konsequenz, meistens Futterlob, gefolgt, wodurch das Tier motiviert wird, das Verhalten öfter zu zeigen.
Wie funktioniert das Markersignal?
Um eine Vorhersagekraft zu entwickeln, muss das Markersignal zunächst mit einer Belohnung klassisch konditioniert werden. Dazu paart man einige Male das Markersignal möglichst schnell mit der Gabe eines Leckerchens.
Zu dem Thema Konditionierung und Lernverhalten von Pferden habe ich hier einen ausführlichen Artikel geschrieben. Folge diesem Link: Basics Clickertraining: Konditionierung
Dieser Prozess ist wichtig, denn bevor ein Markerwort wirklich sinnvoll eingesetzt werden kann, muss zunächst für das Pferd klar sein, dass immer eine Belohnung folgt.
Die Betonung liegt dabei auf IMMER.
Es macht keinen Sinn, dem Markerwort nur manchmal eine Belohnung folgen zu lassen – dadurch wird es lediglich abgeschwächt und verursacht im schlimmsten Fall Frust, weil es keine klare Vorhersagekraft für das Pferd hat. Nach dieser ersten Konditionierungsphase, für die es in der Regel nur einige Durchläufe braucht, kann das Markersignal gezielt eingesetzt werden.
Was kann als Markersignal genutzt werden?
Theoretisch können wir als Markersignal jeden Reiz nutzen, der sich von den restlichen Umgebungsreizen so sehr abhebt, dass er vom Pferd wahrgenommen wird. Im Vergleich zu Sichtzeichen oder Gerüchen sind jedoch solche Reize, die das Pferd mit dem Gehör wahrnimmt, am praktischsten einzusetzen.
Das bekannteste Markersignal ist wahrscheinlich das Clickgeräusch des mechanischen Clickers. Bei den Markersignalen, die wir mit der Stimme produzieren können, haben wir die Möglichkeit ein Wort mit sinnvoller Bedeutung (wie zum Beispiel “Keks”) oder auch eine sinnlose Aneinanderreihung von Lauten (zum Beispiel „kss“ oder „tsk“) zu wählen. Wichtig ist, dass das gewählte Markersignal immer gleich klingt, um für das Pferd verständlich zu sein.
Außerdem sollte das Markersignal nicht mit anderen Signalen verwechselt werden können. Unser Markersignal darf außerdem vor der Konditionierung noch nicht mit einer Bedeutung belegt sein – es sollte beim Pferd also kein Verhalten auslösen und auch noch keine Konsequenz ankündigen. Es wäre für das Pferd zum Beispiel sehr verwirrend, wenn das Schnalzen, das es schon als Aufforderung für den Wechsel in die nächsthöhere Gangart kennt, nun auch das Leckerchen ankündigt.
Wann ist ein Markersignal sinnvoll?
Ein Markerwort oder auch allgemein ein Markersignal kann immer dann zum Einsatz kommen, wenn die Gabe von Futterlob systematisch im Training genutzt werden soll. Den Vorteil schauen wir uns mal an diesem Beispiel an:
Wenn ich einem Pferd das Absenken des Kopfes druckfrei beibringen möchte, dann kann ich auf eine minimale Abwärtstendenz des Kopfes warten und belohne diesen Ansatz mit einem Leckerchen. So weit, so einfach.
Das Problem ist, dass eine gewisse Zeit zwischen dem Verhalten und dem Herauskramen und Überreichen des Leckerchens vergeht. Da es aber nur einen sehr engen Zeitrahmen für die korrekte Verknüpfung zwischen gewünschtem Verhalten und Belohnung gibt, ist diese Methode zu unpräzise. In der Zeit, in der der Mensch noch in der Tasche kramt, hat das Pferd schon längst seinen Kopf wieder gehoben und rüsselt vielleicht sogar aufdringlich den Menschen ab.
Erfolgt in diesem Moment dann die Leckerliegabe (eigentlich für das vorherige Kopfsenken), lernt das Pferd, dass scheinbar das Bedrängen des Menschen zum Ziel führt. Folglich wird es in Zukunft nicht den Kopf senken, sondern den Menschen bedrängen oder beide Verhaltensweisen nacheinander zeigen. Um dieses Problem zu lösen, kommt dann das Markersignal zum Einsatz:
Wie du dein Pferd zur Höflichkeit erziehen kannst, erfährst du hier. Folge diesem Link: Basics Clickertraining: Höflichkeit und Futterlob
Durch das Markieren des gewünschten Moments verlängert sich der Zeitrahmen für die Übergabe des Leckerchens auf bis zu drei Sekunden, ohne dass das Pferd eine falsche Assoziation herstellt.
Was soll ich nutzen: Den mechanischen Clicker, ein Markerwort oder doch ein anderes stimmliches Signal?
Für den mechanischen Clicker spricht vor allem seine absolut konsistente Akustik. Auch für Anfänger im Clickertraining ist es manchmal leichter, zunächst mit einem “handfesten” Gegenstand zu beginnen, da so der Fokus klar auf eine Aufgabe gerichtet ist (“drücke auf den Clicker”).
Aus Sicht des Pferdes ist der mechanische Clicker von Vorteil, weil dieses Geräusch sich sehr stark von allen Geräuschen unterscheidet, die es vom Menschen schon kennt. So kann es den Click sehr gut wahrnehmen.
Auf lange Sicht und besonders, wenn man gerne seine Hände frei haben will oder ein besonders leises Geräusch benutzen möchte (beispielsweise um Mitreiter oder Stallkollegen nicht zu stören) überwiegen die Vorteile des Markerworts und anderen stimmlichen Signalen.
Welche Laute eignen sich zum Markersignal?
Theoretisch gibt es unzählige Möglichkeiten für Markersignale, die man nutzen kann. Wir selbst nutzen ein Klackgeräusch mit der Zunge, das aber anders erzeugt wird als das Schnalzen zum motivieren/aktivieren. Dabei wird die Zunge an den Gaumen gelegt, leicht angesaugt und dann heruntergezogen. Das kann man am besten einige Male ohne das Pferd üben, bis man einen gleichbleibenden Laut erzeugen kann, ohne dass einem der Mund austrocknet.
Für viele ist zu Anfang ein sinnvolles Wort leichter, wie zum Beispiel “Keks”, “Click” oder “Top”. Weitere Möglichkeiten sind Buchstabenkombinationen, die keinen Sinn ergeben, wie etwa “tsk” oder “kss”. Diese sind sehr prägnant und werden dadurch vom Pferd leichter erkannt. Allerdings sind wir oft nicht in der Lage, diese Markersignale in einer Lautstärke zu produzieren, die man auch aus mehreren Metern Entfernung, bei Wind oder lauter Umgebung noch gut hört.
Fallstricke beim Einsatz des Markerworts
Bei der Wahl des Markerworts ist Vorsicht geboten, damit wir unsere Pferde im Training nicht unnötig verwirren und uns selbst Probleme schaffen.
Wird ein sinnvolles Wort wie etwa “Keks” gewählt, dann ist dieses Wort ab sofort aus dem Alltagsvokabular zu streichen.
Stellen wir uns einmal folgende Situation vor: Eine Stallkollegin kommt vorbei und beginnt ein Gespräch: “Na, wie lief es gestern bei euch?” – “Richtig gut! Wir haben auf dem Platz den spanischen Schritt geübt und für jedes Mal Bein heben hab ich einen Keks gegeben. Das hat super funkt…” und schon steht das Pferd mit großen Augen vor einem und fängt an ungeduldig nach seinem Leckerchen zu fragen. Berechtigterweise, schließlich hat es gerade einen Keks versprochen bekommen ;). Man sollte sich also vorher gut überlegen, welches Wort tatsächlich verwendet werden kann – oder man wählt vorsichtshalber ein abstraktes Geräusch bzw. eine sinnlose Buchstabenkombination.
Ich hoffe, dieser Grundlagenartikel war hilfreich für dich! 🙂 .
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