Wenn es dir leicht fällt, den Bedürfnissen und Ideen deines Pferdes Raum zu geben, du dich aber auch darauf verlassen kannst, dass dein Pferd bereit ist, mit dir zu kooperieren (auch wenn es mal schwieriger wird), bist du in der 4. und letzten Phase in der Beziehungsentwicklung angekommen. In dieser Phase kannst du dich vermehrt Themen deiner eigenen inneren Entwicklung widmen. Worauf es jetzt ankommt, erfährst du in diesem Beitrag.
Dieser Artikel ist Teil unserer Beitragsreihe zum Modell der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe (MPMB). Dieses Modell bildet die Entwicklung hin zu einer Beziehung zwischen Mensch und Pferd ab, die von Sanftheit geprägt ist. Eine Beziehung, in der Pferd und Mensch sich als annähernd gleichberechtigte und eigenständige Wesen begegnen.
Ich empfehle dir, zuerst die fünf vorigen Artikel dieser Beitragsreihe zu lesen:
1. Das Modell der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe
2. Die 4 Phasen der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe
3. (Un)Learning – Die 1. Phase der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe
4. Nurturing – Die 2. Phase der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe
5. Coalescing – Die 3. Phase der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe
6. Flourishing – Die 4. Phase der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe 👈 Du bist hier.
Bereit? Dann lass uns eintauchen!
Die Entwicklung der Pferd-Mensch-Beziehung in der Flourishing-Phase
Der Übergang von der Coalesing- in die Flourishing-Phase ist fließend. Es fällt dir immer leichter alle Aspekte einer Beziehung auf Augenhöhe aufrechtzuerhalten. Sanftheit, Motivation, Kooperationsbereitschaft und Balance in der Interaktion – das alles funktioniert nicht nur für den Moment, sondern meistens. Über Tage und Wochen hinweg. Dadurch erlebst du mit deinem Pferd immer mehr “Flourishing-Momente”. Momente, in denen ihr gemeinsam strahlt 🧚🦄.
In den ersten drei Phasen lag der Fokus auf der Entwicklung deines Pferdes und eurem Umgang miteinander. Inzwischen gehst du mit diesen Themen ganz locker um. So, dass es für dich und dein Pferd passt. Dadurch öffnet sich ein Raum:
Raum, um dich deiner eigenen inneren Entwicklung zu widmen.
Die Flourishing-Phase hat kein Ende. Sie ist mehr ein Idealbild, an dem wir uns orientieren können. Mal finden wir ganz natürlich hinein. Und mal brauchen Themen aus den vorherigen Phasen wieder deine Zuwendung.
Das Geschenk der Flourishing-Phase: Raum für deine Entwicklung
An diesem Punkt ist in der Interaktion mit deinem Pferd das allermeiste leicht handelbar. Das bedeutet: Du kannst dich auf andere Aufgaben fokussieren, statt ständig Probleme zu lösen.
Wenn du möchtest, kannst du dich dem Feintuning widmen: Wie kann ich das noch gefühlvoller machen? Noch feiner?
Oder du gibt der Frage Raum, wie du dich als (Pferde)Mensch weiterentwickeln möchtest.
In dieser letzten Phase lernst du, Sanftheit wirklich zu verkörpern. Der Stimme deiner Intuition zu vertrauen. Bewusst (aber nicht verkopft) mit deinem Pferd zu sein.
Du lebst Sanftheit.
Aber du wirst merken: Ganz so einfach ist das auf Dauer gar nicht.
Und auch in der letzten Phase der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe: Dynamik
Du kannst immer leichter in Sanftheit bleiben. Selbstreflexion und Bewusstsein sind trotzdem unumgänglich.
Warum?
Eine Beziehung auf Augenhöhe kann nur bestehen bleiben, wenn wir unsere Macht nicht missbrauchen!
Hier lauert in der Flourishing-Phase eine große Falle:
Die gewonnene Leichtigkeit verleitet dazu, all das was mit deinem selbstbewussten und kooperativen Pferd Normalität geworden ist, SELBSTVERSTÄNDLICH zu nehmen.
Du wirst dich immer – immer – bewusst bemühen müssen, dein Pferd zu sehen, es zu respektieren, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Themen, die ihr in den früheren Phasen erarbeitet habt, werden wieder auftauchen, wenn du diesen Grundsatz vergisst.
Das ist nicht schlimm, solange du erkennst, dass hier dein Bewusstsein gefragt ist.
⚠️ Motivation, Selbstbewusstsein, Kompromissbereitschaft, Raum für die Bedürfnisse des Pferdes – all das sind keine Themen, hinter die man jemals einen Haken setzen kann.
Die Superkraft in der Flourishing-Phase
Wenn euer Umgang oder Training plötzlich unharmonischer wird, ist bei mindestens einem dieser Themen das Gleichgewicht verloren gegangen.
Der Vorteil in der 4. Phase: Du weißt jetzt, wie du es schnell wieder herstellen kannst.
Das, worauf es ankommt, ist schnell zurückgehen zu können. Wenn du an euren Fortschritten festhältst, zerstörst du sie.
Was du brauchst, ist mentale Flexibilität:
Du hast eine Idee davon, was im Training mit deinem Pferd normalerweise geht. Du merkst, dass es heute aus irgendeinem Grund nicht geht. Also lässt du die Idee los und gehst so schnell wie möglich an die Ursachenforschung.
Je flexibler du auf das eingehst, was in deinem Pferd gerade tatsächlich da ist, desto mehr Flourishing-Momente könnt ihr gemeinsam erleben.
Denn zusammen aufzublühen bedeutet nicht, dass das wahr wird, was auf deiner Wunschliste steht. Sondern dem Raum zu geben, was jetzt gerade für euch möglich ist.
Fazit: Das Endziel in der letzten Phase
Die entscheidende Veränderung in der Flourishing-Phase besteht darin, dass der innere Drang nach Veränderung und zwanghafter Verbesserung verschwindet. Du hast das Gefühl, mit deinem Pferd angekommen zu sein.
An diesem Punkt können wir aber nicht dauerhaft bleiben!
Denn Flourishing ist ein Balanceakt, der von dir erfordert, drei Aspekte in Einklang zu bringen:
1. das, was in deinem Pferd ist
2. das, was in dir ist
und 3. die Anforderungen, die die Umgebung an euch stellt.
Wenn dir das gelingt, hast du das Gefühl, dass für den Moment alles passt. Und diese Momente der Sanftheit auf Augenhöhe mit dem Pferd gilt es möglichst früh zu erschaffen.
Dieser Balanceakt wird immer herausfordernd bleiben. Aber die Flourishing-Phase lehrt dir, in dieser Herausforderung deine Mitte zu finden und Zufriedenheit in dir selbst zu kultivieren 🌿.
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