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Gewohnheiten ablegen – Verlernen um zu lernen

Im Umgang mit Pferden komme ich nicht umhin immer wieder zu bemerken, wie ich mir selbst im Weg stehe. Im Alltag schleichen sich Gewohnheiten ein, die mich am Weiterkommen hindern, die es mir eher schwer als einfach machen. Es erfordert mehr Zeit, Mühe und vor allem Bewusstsein, eine wirkliche Lösung zu finden. Und nicht nur zu finden, sondern auch zu erlernen und zur neuen Gewohnheit zu machen.

Ich trete nicht unbedingt deshalb auf der Stelle, weil es mir schwer fällt etwas Neues zu lernen, sondern weil meine eigenen Reaktionen dazu führen, dass ich mit den immer gleichen Problemen konfrontiert werde. Es ist nicht schwer, weil es neu ist, sondern weil ich immer noch die Alte bin, die dieselben Dinge tut, die zu denselben Resultaten führen wie gestern schon.

Gleichzeitig sind gute Gewohnheiten so wertvoll und können mich durch den Tag tragen wie auf einer Wolke von Leichtigkeit. Gute Gewohnheiten sind all die konstruktiven Verhaltensweisen, die nicht ein Problem lösen und gleichzeitig ein anderes hervorrufen.
 

Wieso ist es so schwierig, schlechte Gewohnheiten abzulegen?

Die Schwierigkeit im Verlernen destruktiver Gewohnheiten liegt zum Teil in dem Umstand, dass das Gehirn das “Nicht” nicht wirklich denken kann. Die meisten werden das Beispiel mit dem rosa Elefanten kennen: Denke an alles, aber NICHT an einen rosa Elefanten – und schon malt der Kopf das Bild eben dieses rosa Elefanten. So geht es auch mit unseren Gewohnheiten. Der Kopf denkt “jetzt nicht schimpfen”, “nicht am Strick ziehen”, “nicht ungeduldig werden” und während ich versuche all das nicht zu tun, erscheinen fröhlich alle möglichen Assoziationen und nehmen den Platz dessen ein, was ich eigentlich tun könnte. Den Platz der möglichen konstruktiven Lösungen.
 

Gewohnheiten abzulegen funktioniert nicht einfach, indem wir etwas nicht mehr tun, weil alle Gewohnheiten aus einem bestimmten Grund entstanden sind – als Lösung eines Problems.

 
Unterdrücken wir gewohnte Verhaltensweisen, fehlt uns diese Lösung und sofort entstehen neue Handlungen, um dieses Fehlen zu kompensieren.

Gewohnheiten abzulegen ist kein passiver Akt des Unterlassens sondern ein aktives Herangehen an ein Problem.

Mit Bewusstsein kann das Problem als solches erkannt werden und sein Hintergrund, die Fragen nach der Entstehung und Aufrechterhaltung beantwortet werden. Wo liegt der Ursprung des Problems? Was trage ich selbst und was tragen die Umstände dazu bei, dass das Problem weiter existiert?

Mit Bewusstsein kann die destruktive Gewohnheit erkannt werden. Was passiert, wenn das Problem auftritt? Welche Gefühle ruft es in mir hervor, welche Gedanken und Verhaltensweisen? Und welche Aspekte dieser Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen tragen zur Entstehung weiterer Probleme bei? Was tue ich, das mich daran hindert, mich weiter zu entwickeln?
 

Welche Probleme verstecken sich hinter meinen misslingenden Lösungsversuchen? Was fehlt mir, um diese Probleme besser lösen zu können?

 
Vielleicht werde ich ungeduldig, weil mir die Nachsicht mit mir selbst und anderen fehlt oder ich denke schlecht über andere, weil ich kein Verständnis für ihre Situation aufbringe. Vielleicht schätze ich die Wichtigkeit eines Ergebnis als zu groß ein und werde deshalb wütend, wenn es nicht funktioniert oder ich reagiere aus der Angst heraus, weil ich nicht weiß, wie ich mich bei Schwierigkeiten verhalten soll.

Was auch immer es ist, es ist wichtig darauf zu vertrauen, dass es eine andere Lösung gibt, dass der eingeschlagene Weg nicht der einzige ist. Selbst wenn es einige Zeit dauert, herauszufinden was ich anders machen kann, lohnt es sich doch, diese Zeit zu investieren, denn mit jeder aufgelösten destruktiven Gewohnheit, die zu immer neuen Schwierigkeiten führt, gewinne ich zumindest eine neue konstruktive Gewohnheit hinzu, die vielerlei Schwierigkeiten zu lösen oder gar zu verhindern vermag, dass sie überhaupt auftreten.

 


 

Oft reicht es schon, die Brille zu wechseln, durch die ich eine Gegebenheit betrachte.

 
Mal ist es Humor, mal Liebe, mal Verständnis oder Gelassenheit, die eine Situation in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen, mich Aspekte sehen lassen, denen ich vorher keine Beachtung geschenkt hatte. Mal braucht es eher Änderungen im tatsächlichen Handeln, um ein verändertes Resultat im Außen hervorzurufen. Den Stein einmal ins Rollen zu bringen und immer wieder anzustupsen, den Blick immer wieder auf das zu richten, was ich möchte – wer ich sein, wie ich mich ausdrücken und wie ich leben möchte – ist eine kleine Veränderung, die viele kleine Veränderungen nach sich zieht, die sich addieren und aufsummieren und schließlich zu einem großen ganzen neuen Bild werden.
 

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3 Comments


Marie
11. August 2018 at 14:07
Reply

Aaahhhhh! Stimmt! Das ist bei Kindern tatsächlich auch so. Denn das Wort „nicht“ gibt es im Baby-/Kinderhirn nicht. Und dadurch reagiert man oft ganz ungerecht Kindern gegenüber. „Nicht das Trinken auskippen!“ Tja….beim Kind kommt an, dass es sein trinken auskippen darf. Warum werden die Großen denn jetzt sauer!?!?!? ???? Besser ist es dem Kind Alternativen anzubieten “Kipp das trinken doch lieber in den Becher!“. Ich denke das könnte auch bei unseren schlechten Gewohnheiten klappen. Sich darüber bewusst werden und eine Alternative überlegen. Und diese dann zu unserer neuen Gewohnheit werden lassen ????
Liebste Grüße von Marie, Silas und Leevi


Miriam
5. Januar 2021 at 12:12
Reply

Eigentlich so simpel und doch bin ich nicht drauf gekommen. Ich denke auch immer wieder, was ich nicht machen soll. Dabei weiß ich eigentlich, dass das Gehirn das Wort Nicht aussortiert. Danke für die Erinnerung und den Denkanstoß es besser zu machen in Zukunft.
Liebe Grüße
Miriam


    Anni
    11. Januar 2021 at 12:41
    Reply

    Sehr gern! Daran muss ich mich auch immer wieder erinnern. Aber gerade im Training mit dem Pferd macht das so einen riesigen Unterschied.

    Liebe Grüße
    Anni

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