In diesem Leitfaden zeigen wir dir unsere Grundlagen für den Einstieg in die Bodenarbeit mit deinem Pferd, wenn du Wert auf Sanftheit und Gewaltfreiheit legst. Der Artikel gibt dir einen Überblick und wird nach und nach durch weitere Fachartikel ergänzt.
Der Einstieg
- Was ist sanfte Bodenarbeit?
- Warum sollte ich Bodenarbeit machen?
- Was braucht man für die sanfte Bodenarbeit?
- Leckerlies im Pferdetraining – ja oder nein?
- Wie fange ich mit der sanften Bodenarbeit an?
- Die 7 Spiele nach Parelli als Einstieg in die sanfte Bodenarbeit?
Das Mindset
- Welche Methode eignet sich für die sanfte Bodenarbeit?
- Wie kann ich die Bodenarbeit individuell gestalten?
Die praktische Anwendung
- Ideen, Übungen und Lektionen für die sanfte Bodenarbeit
- Häufige Probleme in der sanften Bodenarbeit
- Freiarbeit – Die Königsdisziplin der Bodenarbeit
Was ist sanfte Bodenarbeit?
Vieles, was wir abseits des Reitens mit unseren Pferden machen, fällt nach unserem Verständnis in die Kategorie “Bodenarbeit”.
Nämlich alles, was wir mit unserem Pferd vom Boden aus tun, bei dem wir ein bestimmtes Trainingsziel verfolgen.
Wenn wir eine langfristige Veränderung im Verhalten, Erleben oder in den Fähigkeiten des Pferdes anstreben, dann handelt es sich um Training. Wir verbringen unsere gemeinsame Zeit hier also nicht nur zum Spaß.
Dennoch ist der Übergang vom “reinen” gemeinsamen Sein und der puren Kommunikation Abstimmung im Moment hin zu Training und Bodenarbeit fließend. Hier können und wollen wir keine klare Trennlinie ziehen. Stattdessen dürfen wir uns in beiden Situationen erlauben, mal das gemeinsame Sein und mal das aktive Verändern in den Vordergrund zu stellen.
Der Unterschied zwischen herkömmlicher und sanfter Bodenarbeit besteht für uns darin, dass wir das Pferd als mitspracheberechtigtes Individuum ansehen, dessen Grenzen geachtet werden und dessen Entwicklung im Training nicht auf Kosten seiner Persönlichkeit geschieht.
Stattdessen wollen wir die individuellen Stärken des Pferdes stärken und in Einklang mit unseren Trainingszielen bringen – ebenso wie die des Menschen.
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Warum sollte ich Bodenarbeit machen?
Egal, welches Problem du mit deinem Pferd lösen möchtest, egal welche Lektion du erarbeiten oder welches persönliche Ziel du mit deinem Pferd erreichen möchtest: Bodenarbeit ist immer hilfreich.
Das liegt nicht daran, dass jede Art der Bodenarbeit ein Allheilmittel ist. Es liegt an ihrer Vielseitigkeit.
Es gibt nicht DIE Bodenarbeit. Aber du kannst das Training vom Boden aus so individuell gestalten, dass du deinem Pferd und eurer Beziehung damit in jeder Lebenslage etwas Gutes tun kannst.
Hier eine unvollständige Liste dazu, wofür sich Bodenarbeit eignet:
- jungen Pferden die Menschenwelt erklären
- alte Pferde beschäftigen
- (Reit)Pferde gesunderhalten und gymnastizieren
- die Beziehung stärken und Vertrauen aufbauen
- Gelassenheit fördern
- Pferde mental fordern
- Verhaltensprobleme wie fehlende Motivation, Widersetzlichkeiten, Schreckhaftigkeit lösen
- Bewegung für unreitbare und gesundheitlich eingeschränkte Pferde
- Schulung der Koordination
- Kommunikation über Körpersprache verfeinern
- Alltagsaufgaben meistern, z.B. Hufbearbeitung, Behandlung durch den Tierarzt, Stillstehen am Putzplatz
Aber eigentlich gehört als ersten Punkt auf diese Liste:
Eine schöne Zeit mit unseren Pferden verbringen und gemeinsam wachsen.
Diesen Punkt sollten wir nie vergessen, egal weshalb wir Bodenarbeit mit unseren Pferden machen.
Was braucht man für die sanfte Bodenarbeit?
Welches Zubehör du für die Bodenarbeit benötigst, hängt ganz davon ab, zu welchem Zweck du Bodenarbeit machst.
Es gibt Equipment, auf das wir persönlich lieber verzichten, weil es schnell zu Schmerzreizen und unangenehmer Einwirkung auf den Pferdekörper führen kann. Hierzu zählen insbesondere Knotenhalfter, weil diese punktuellen Druck auf sensible Bereiche des Pferdekopfes ausüben. Ein gut sitzendes Stallhalfter ist völlig ausreichend für den Einstieg in die sanfte Bodenarbeit. Später empfiehlt sich ein dem Pferd angepasster Kappzaum.
Oft kommt es jedoch nicht auf das Equipment an sich an, sondern darauf, was genau der Mensch damit macht. Gerten sind per se ein neutrales Werkzeug, das sehr gut für die sanfte Bodenarbeit eingesetzt werden kann. Wenn du jedoch versucht bist, dein Pferd zu strafen, dann lass die Gerte lieber erstmal weg und nimm sie erst hinzu, wenn du einen anderen Weg gefunden hast, dein Pferd zu motivieren. Wenn du gewohnheitsmäßig am Strick ziehst, dann nimm ein weich gepolstertes Halfter statt eines Kappzaums mit Metallkette und nimm dir die Zeit, dieses alte Verhaltensmuster abzulegen.
Handschuhe sind empfehlenswert, wenn du es mit einem jungen, nervösen, energetischen, widersetzlichen oder ängstlichem Pferd zu tun hast.
Wenn du eine Longe oder ein Bodenarbeitsseil benutzt, achte auch die passende Länge. Das Seil sollte lang genug sein, dass du bequem etwa drei bis vier Meter Abstand vom Pferd nehmen kannst (und das Pferd sich auch von dir entfernen kann. Gewöhnliche Führstricke sind hier weniger geeignet, weil sie zu kurz sind. Eine Longe kann man einfach auf die benötigte Länge kürzen.
Leckerlies im Pferdetraining – ja oder nein?
Willst du sanft mit deinem Pferd trainieren, dann brauchst du einen Weg, um ihm zu sagen, dass es etwas richtig macht.
Dem Pferd über Strafe und eskalierenden Druck zu vermitteln, dass es etwas tun oder nicht tun soll, steht im Widerspruch zur Sanftheit.
Außerdem kann Strafe unerwünschte Nebenwirkungen haben und ist sehr schwer korrekt einzusetzen.
Was du über Strafe im Pferdetraining wissen musst, erfährst du in diesem Artikel: „Nur ein Klaps“ – Positive Strafe im Pferdetraining
Leckerchen haben hingegen viele Vorteile:
- Sie werden vom Dauerfresser Pferd natürlicherweise gern als Lob angenommen
- Ein Leckerchen kann präzise für beliebig kleine Trainingsfortschritte gegeben werden
- Leckerlies unterbrechen das Training nur minimal
- Sie haben eine enorm motivierende Wirkung
Doch auch der Einsatz von Futterlob hat seine Fallstricke. Er verlangt dem Menschen einiges an Wissen und Technik ab, wenn er die Sicherheit und das Wohlgefühl von Pferd und Mensch stärken statt gefährden soll.
Möchtest du Futterlob gezielt einsetzen, dann setze dich zuvor mit diesem Thema auseinander, zum Beispiel hier: Basics Clickertraining: Höflichkeit und Futterlob.
Wie fange ich mit der sanften Bodenarbeit an?
Wie du mit der Bodenarbeit anfangen solltest, hängt ganz von dir und deinem Pferd ab.
Falls du noch nie Bodenarbeit gemacht hast, ist das Führtraining eine Möglichkeit, um an der Grundlagenkommunikation zwischen dir und deinem Pferd zu arbeiten. Auch wenn es banal klingt, kannst du über das Führtraining mit deinem Pferd in einen körpersprachlichen Dialog kommen.
Prüfe, ob du folgendes von deinem Pferd abfragen kannst:
- Könnt ihr gemeinsam losgehen?
- Anhalten?
- Kannst du Energie erzeugen?
- Kannst du die Energie verwahren?
- Könnt ihr gemeinsam langsamer werden und abwenden?/li>
- Folgt dein Pferd dir auf Linien und Bahnfiguren oder kracht ihr dabei ineinander?
- Spiegelt dein Pferd deine Schwerpunktverlagerungen nach vorne, hinten, links und rechts?
In der Bodenarbeit geht es immer darum, dass du dich gemeinsam mit deinem Pferd bewegst. Diesen Bewegungsdialog werdet ihr im Laufe der Zeit verfeinern und er wird einmal zur Grundlage für das Spazierengehen, die Freiarbeit, Reiten und die Gymnastizierung. Führtraining ist also fast immer der erste Schritt, der dir außerdem den Status Quo zeigt.
Wenn es später in die höheren Gangarten gehen soll oder die Aufgaben schwieriger werden, dann ist es wichtig zu wissen, worauf es dafür ankommt: So machst du den Durchbruch wahrscheinlicher.
Außerdem lernst du so bereits wichtige Dinge über dich und dein Pferd: Kommuniziert ihr fein oder noch eher grob? Seid ihr miteinander „im Flow“ oder hängt immer einer von euch gedanklich dem anderen hinterher? Wie schnell und prompt reagiert dein Pferd? Wie motivierst du es zur Mitarbeit?
Scheue dich nicht, nochmal an den Basics zu feilen. Dein Pferd und du werdet es später danken.
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Erfahre, wie Bodenarbeit für die Beziehung zu deinem Pferd mehr bringen kann als Abwechslung. Spaß am Training, Feintuning eurer Kommunikation und dein Pferd zum Strahlen bringen.
Die 7 Spiele nach Parelli als Einstieg in die sanfte Bodenarbeit?
Die sieben Spiele, die von Pat Parelli entwickelt wurden, dienen vielen Menschen als erste Orientierung für die Bodenarbeit. Ihr Vorteil liegt in ihrer klaren Struktur und ihrem systematischen Aufbau.
Jedoch findet man im Netz viele Beispiele, an denen man sich für den sanften Umgang mit Pferden nicht unbedingt orientieren sollte. Hier lohnt es sich, jedes “Spiel” einzeln zu hinterfragen. Dann kann man die Umsetzung an das individuelle Pferd und seine eigenen Werte anpassen.
Falls du mit dem Gedanken spielst, die 7 Spiele nach Parelli als Einstieg in die Bodenarbeit zu nutzen, empfehle ich dir den folgenden Artikel: KEIN Spiel: Die 7 Spiele nach Parelli
Welche Methode eignet sich für die sanfte Bodenarbeit?
Die Pferdewelt bietet einen ganzen Dschungel an Methoden und Ausbildungssystemen. Solche die besonders natürlich sein sollen, jene, die sich an traditionellen Idealen orientieren, druckbasierte und welche mit mehr oder weniger ausschließlich positiver Verstärkung bis hin zu spirituellen Ansätzen.
Ob dein bisheriger Weg nun von Natural Horsemanship, klassischer Bodenarbeit, Clickertraining oder einem anderen Ansatz geprägt war…
Die beste Methode ist die, die du mit deinem Pferd selbst entwickelst.
An sich selbst den Anspruch zu haben, sanft mit seinem Pferd umzugehen bedeutet, stetig zu lernen und sich als Mensch weiterzuentwickeln. Mit unserer persönlichen Entwicklung und der Verbesserung unserer Fähigkeiten als Pferdemensch verändern sich auch die Werkzeuge und Techniken, die wir nutzen.
Wenn du etwas aus einer bestehenden Methode oder von einem Trainer übernehmen möchtest, frage dich bitte immer: Ist dieses Vorgehen im Einklang mit meinen Werten? Möchte ich so mit meinem Pferd umgehen?
Es gibt eine Kerneigenschaft, die du dir aneignen kannst und die dir dabei hilft, auf DEINEM Weg zu bleiben: Was dich davor bewahrt, deinem Pferd mit der falschen Übung zu schaden
Scheue dich nicht davor, deine bisherige Vorgehensweise oder deine Meinung zu verändern. Was dir gestern richtig erschien, kann sich heute schon als Fehler herausstellen. Das ist für uns alle Teil der Reise mit unseren Pferden.
Wie kann ich die Bodenarbeit individuell gestalten?
Wir empfehlen dir also, dich nicht unhinterfragt auf eine Methode oder einen Trainer zu verlassen. Damit stellt sich die Frage, wie genau du die Bodenarbeit individuell gestalten kannst. Da ich zu diesem Thema bereits ein Workbook verfasst habe, möchte ich hier nur kurz darauf eingehen.
Um die Bodenarbeit individuell zu gestalten, solltest du auf folgende Fragen eine Antwort haben:
- Zu welchem Zweck möchtest du Bodenarbeit machen?
- Welche Bedürfnisse hat dein Pferd?
- Was sind deine Werte im Umgang mit Pferden?
- Welches konkrete Ziel möchtest du mit der Bodenarbeit erreichen?
- Welche Lektionen/Was genau wird dich zu diesem Ziel bringen?
- Wie wirst du dabei deine eigenen Werte in konkretes Handeln übersetzen?
Ideen, Übungen und Lektionen für die sanfte Bodenarbeit
Wenn es darum geht, Lektionen für die Bodenarbeit auszuwählen, achten wir darauf, dass sie dem Pferd körperlich und/oder geistig/emotional dienen.
Fast jede Lektion bringt auch Nachteile mit sich, z.B. weil sie dem Pferd körperlich schaden kann oder weil sie im Umgang zu Problemen führen kann. Meist kommt es jedoch weniger darauf an, welche Lektion wir unserem Pferd beibringen, sondern
- wie es die Lektion ausführt
- welches Verständnis es dabei erlangt.
Frage dich daher für jede Lektion:
Wie kann das Pferd diese Lektion langfristig gesundheitsförderlich ausführen?
Was muss das Pferd mental verstehen, damit diese Lektion uns auf unserem weiteren Weg dient?
Einige Anstöße zu Dingen, die sich wunderbar in die Anfänge des sanften Pferdetrainings einbauen lassen, findest du hier: 6 Ideen für die Bodenarbeit mit deinem Pferd
Du brauchst noch mehr Wissen und Ideen Zur sanften Bodenarbeit?
10 Bodenarbeitsübungen in einem PDF - inklusive Reflexionsfragen für eure nächste Einheit
Erfahre, wie Bodenarbeit für die Beziehung zu deinem Pferd mehr bringen kann als Abwechslung. Spaß am Training, Feintuning eurer Kommunikation und dein Pferd zum Strahlen bringen.
Häufige Probleme in der sanften Bodenarbeit
Probleme im Umgang mit dem Pferd können gezielt in der Bodenarbeit gelöst werden.
Häufig zeigt sich in der Bodenarbeit wo es Schwierigkeiten gibt. Diese Schwierigkeiten können in der Kommunikation, der Motivation, in Verhaltensweisen des Pferdes oder den mangelnden Fähigkeiten des Menschen bestehen.
Unabhängig von der Art des Problems kannst du dir immer die Frage stellen, was die Ursache sein könnte. Folgende Fragen können dir dabei helfen, dich der Ursache anzunähern:
- Hat dein Pferd wirklich verstanden, was du möchtest?
- Hat dein Pferd einen guten Grund zu tun, wonach du fragst?
- Hast du widersprüchliche Signale gegeben?
- Könnte die Haltung oder Umstände im Leben deines Pferdes zu dem Problem beitragen?
- Könnten körperliche Probleme (Verspannungen, Schmerzen, Muskelkater, Krankheit…) Ursache sein?
- Wodurch wird das Problem ausgelöst?
- Wie könnte deine innere Einstellung zur Aufrechterhaltung des Problems beitragen?
Je mehr Möglichkeiten du bei der Suche nach einer Lösung einbeziehst, desto wahrscheinlicher ist es, dass die tatsächliche Ursache dabei ist.
Besonders zwei Themen stehen hier oft im Fokus und verursachen Probleme. Du findest hier einen ausführlichen Beitrag zum Thema Beißen: Hilfe, mein Pferd beißt! und hier noch einen anderen zum Thema angelegte Ohren: Hilfe, mein Pferd legt die Ohren an!
Scheue dich nicht, dir dabei auch Unterstützung von einem Trainer, Tierarzt, Osteopathen oder Physiotherapeuten zu holen.
Freiarbeit – Die Königsdisziplin der Bodenarbeit
Die Freiarbeit betrachte ich als Königsdisziplin der Bodenarbeit. Sie stellt die Verbindung zu unserem Pferd auf die Probe. Aber auch die Verbindung zu uns selbst wird durch die Freiarbeit immer wieder getestet.
Woran liegt das? In der Freiarbeit können wir nicht kaschieren, wenn das Pferd eigentlich lieber woanders wäre. Wir sind abhängig von körpersprachlicher Kommunikation ohne die taktile Hilfe des Seils. Und auch die Motivation des Pferdes zeigt sich hier oft in ungeschönter Weise.
Außerdem müssen wir mit dem Feedback des Pferdes auch auf emotionaler Ebene umgehen. Hier können wir viel über unsere eigenen Ansprüche an uns selbst, unsere innersten Bedürfnisse und Themen erfahren.
Voraussetzung für all das ist, dass wir dem Pferd Freiwilligkeit gewähren. Meiner Meinung handelt es sich nur dann um Freiarbeit.´
Wird ohne Strick mit dem Pferd gearbeitet, ohne dass mit dem Pferd auf Augenhöhe kommuniziert und das Nein des Pferdes geachtet wird, so bezeichne ich dies als Freiheitsdressur.
In diesem Artikel erfährst du, wie du die Freiarbeit so gestaltest, dass sie die Beziehung zu deinem Pferd stärkt: Freiarbeit mit Pferden – Freiwilligkeit, Freundschaft & Freiheit
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2 Comments
Wie immer so ein schöner Artikel. Allerdings muss ich gestehen, dass ich einen Punkt anders sehe. Ich beginne bei allem erstmal frei mit meinen Pferden. Warum? Weil sie dann auch die volle Meinungsfreiheit haben. Und erst, wenn sie eine Übung ohne Hilfsmittel gerne und motiviert machen, nehme ich sie an den Strick. Denn erst dann, finde ich, kann ich ihre Kommunikationsmöglichkeiten einschränken. Natürlich geht dabei Sicherheit immer vor. Ich gehe natürlich nicht ohne Strick spazieren. Aber Führtraining wird erst ohne Strick auf umzäunten und sicherem Gelände gemacht und erst, wenn meine Pferde mir gerne und bereitwillig folgen, nehme ich sie an den Strick.
Liebe Grüße
Miriam
Hallo Miriam,
das ist auch ein sehr gutes Vorgehen. Vor allem, wenn ich das Nein des Pferdes noch nicht zuverlässig z.B. an der Mimik erkennen kann, verzichte ich auch gern aufs Seil.
Andererseits unterscheiden wir persönlich auch bezüglich der Regeln, die in der Freiarbeit bzw. am Strick gelten. Ich würde am Strick z.B. unterbinden, dass das Pferd sich einfach umdreht und weggeht, wohingegen das in der Freiarbeit völlig in Ordnung ist. Insofern bekommt die Arbeit am Strick für das Pferd grundsätzlich eine andere Bedeutung, weil es weiß, dass es sich nun nicht mehr einfach mit etwas anderem befassen kann. Das finde ich für die Sicherheit sehr wichtig. Aber es schränkt natürlich die Möglichkeiten zur Meinungsäußerung für das Pferd ein – und überträgt dem Menschen damit noch mehr Verantwortung für das seelische Wohlergehen des Pferdes im Training.
Wie auch immer wir es handhaben – wir sollten uns in jedem Fall klar darüber sein, welche Regeln wann gelten. Denn nur dann können wir sie dem Pferd klar kommunizieren. Und diese Klarheit und Abschätzbarkeit der Konsequenzen scheint für das Wohlbefinden der Pferde oft bedeutsamer zu sein, als 100%ige Freiwilligkeit.