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5 Anzeichen an denen du erkennst, dass dein Pferd überfordert ist

Woher weißt du, ob dein Pferd im Training überfordert ist?

Es gibt einiges an Texten dazu, welche Mimik und Gestik darauf hindeutet, dass das Pferd überfordert ist. Zum Beispiel bei Reiten im Dialog oder bei Das kleine Pferd. Diese Anzeichen solltest du unbedingt kennen!

❌ Dabei gibt es aber ein Problem:

Diese Anzeichen allein sind nicht eindeutig.

Ein angespannter Gesichtsausdruck, Schweifschlagen etc. kann auch auf Stress hinweisen, der nicht direkt mit der Aufgabe im Training zu tun hat. Zum Beispiel auf Unwohlsein mit der Trainingsmethode oder körperliche Schmerzen.

Deshalb ist es wichtig, auch zu verstehen:

→ wie Überforderung entsteht (damit du das verhindern kannst)
→ und wie Pferde mit Überforderung umzugehen versuchen.

Deshalb möchte ich heute fünf Bewältigungsstrategien von Pferden besprechen. Erkennst du eine oder mehrere dieser Bewältigungsstrategien im Verhalten deines Pferdes, ist das ein Anzeichen dafür, dass es überfordert ist. Zusammen mit Mimik und Gestik sowie dem Kontext (den du auch nochmal unter die Lupe nehmen solltest), bekommst du so ein ziemlich genaues Bild davon, wo dein Pferd auf dem Kontinuum von Über- und Unterforderung gerade steht.
 
 

Was Kekse und Gerte mit der Überforderung deines Pferdes zu tun haben

Wodurch entsteht überhaupt Überforderung?

Damit Überforderung entstehen kann, muss ein Antrieb vorhanden sein, etwas zu tun. Etwas richtig zu machen, zu lösen, zu schaffen, zu erreichen.

Bei deinem Pferd besteht dieser Antrieb in den angenehmen (Kekse, Kraulen) oder unangenehmen (ein Klaps mit der Gerte, lautes Schimpfen) Konsequenzen, die auf sein Verhalten folgen. Konsequenzen, die es auslösen oder vermeiden will.
 

👉 Überforderung entsteht, wenn dein Pferd etwas tun will (bzw. dazu angetrieben wird) – aber nicht kann.

 
Wenn es geistig oder körperlich nicht in der Lage ist, die angenehmen Konsequenzen auszulösen oder die unangenehmen Konsequenzen sicher abzuwenden.
 
 

Dabei gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen körperlicher und mentaler Überforderung:

Bei rein körperlicher Überforderung versteht dein Pferd die Aufgabe.

Es weiß, was es tun soll und wenn es könnte, würde es das auch tun (denn es ist ja durch die positiven oder negativen Konsequenzen angetrieben).

Ist dein Pferd körperlich überfordert, ist die Aufgabe zu schwer, um sie ohne ein unangenehmes Körpergefühl zu bewältigen. Weil dein Pferd will (oder den Klaps mit der Gerte fürchtet), aber nicht KANN, entsteht negativer Affekt. Dein Pferd fühlt sich schlecht, regt sich auf oder wird träge.

Bei mentaler Überforderung hingegen hat dein Pferd gerade KEIN klares Bild seiner Aufgabe mehr.

Es weiß oder versteht nicht, was es jetzt tun sollte, um die bestmöglichen Konsequenzen auszulösen (den Keks zu bekommen, den Druck abzustellen oder den Klaps mit der Gerte zu umgehen).
 
 

Was passiert, wenn dein Pferd mental überfordert ist?

Überforderung entsteht, wenn dein Pferd zu viel Input bekommt. Es kann all die Informationen nicht mehr sinnvoll verarbeiten. Für dein Pferd ist unklar, was gerade von ihm verlangt wird. Dabei merkt es aber, dass es etwas bestimmtes tun soll.

Wieder kann dein Pferd die Aufgabe nicht bewältigen – obwohl es gern würde.

Seine innere Ruhe geht verloren 🌪.

❌ Das Resultat: Stress, Unwohlsein, negative Gefühle.
 
 

Wie Pferde damit umgehen, wenn sie überfordert sind

Unsere Pferde wollen unangenehme Gefühle ebenso vermeiden, wie wir.

Ist dein Pferd mental überfordert, wird es deshalb versuchen, sich der Situation zu entziehen. Dazu hat es mehrere Möglichkeiten (die wir gleich besprechen werden).

Aber nicht jede dieser Möglichkeiten ist direkt als Anzeichen dafür erkennbar, dass dein Pferd überfordert ist.

Lass uns deshalb diese 5 Anzeichen für Überforderung im Training genauer anschauen.
 
 

Ist dein Pferd überfordert? – Erkenne die 5 wichtigsten Anzeichen:

Eines haben alle fünf Anzeichen gemein: Sie sind der Versuch des Pferdes, mit dem unangenehmen Gefühl der Überforderung (oft in Verbindung mit Furcht vor Strafe) umzugehen. Alle fünf Anzeichen sind Ausdruck von Stress.
 
 

1. Weggehen – Ein Anzeichen dafür, dass dein Pferd überfordert ist

Würde dein Pferd in der Bodenarbeit am liebsten ständig weggehen?

Das kannst du am besten feststellen, indem du das Seil löst:

Entfernt sich dein Pferd sofort von dir? Geht es direkt zum Ausgang?

👉 Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass dein Pferd überfordert ist.

Manchmal kann man den Versuch, sich auf diese Weise der überfordernden Situation zu entziehen bereits am Seil beobachten. Du merkst das daran, dass ständig Zug auf dem Seil ist.

Zieht dein Pferd schon am Seil ständig von dir weg, ist der Stress wahrscheinlich schon sehr ausgeprägt.

Dein Pferd ist sogar bereit, aktiv die Regeln brechen. Denn es weiß ja, dass es nicht einfach gegen den Strick gehen darf. Wenn es das trotz negativer Konsequenzen tut, wird es dazu einen guten Grund haben. Und dieser Grund ist in vielen Fällen Überforderung.
 
 

2. Mangelnde Konzentration – Ein missverstandenes Anzeichen für Überforderung beim Pferd

Dieses Anzeichen dafür, dass das Pferd überfordert ist, wird oft falsch interpretiert. Wenn Pferde sich durch alles ablenken lassen, wird schnell geschlussfolgert, dass sie gelangweilt sind. Aus meiner Erfahrung kommt es allerdings seltener vor, dass Pferde unter- statt überfordert sind.

Lässt dein Pferd sich durch alles mögliche ablenken?

Schaut es jeder vorbeilaufenden Katze fasziniert hinterher und muss jetzt uuuunbedingt an den Pylonen schnüffeln?

Dann hinterfrage unbedingt, ob dein Pferd nicht doch überfordert ist, bevor du die Anforderungen noch hochschraubst.

Denn sich ablenken zu lassen ist eine Bewältigungsstrategie für unangenehme Empfindungen. Und diese unangenehmen Empfindungen können dadurch entstehen, dass dein Pferd mental überfordert ist. Also bereits zu viel Input zu verarbeiten hat.
 
 

3. Dissoziation – Sich “wegblenden” kann ein Anzeichen dafür sein, dass dein Pferd überfordert ist

Dissoziation” kommt vom Lateinischen dissociatio, was Trennung bedeutet. In der Psychologie versteht man darunter ein Auseinanderfallen von normalerweise zusammenhängenden Wahrnehmungen. Bei der Dissoziation trennen sich mentale Prozesse vom Bewusstsein, sodass man z.B. körperliche Empfindungen oder die Umwelt nicht mehr wahrnimmt.
 

Das Selbst kann so dem Erleben im Hier und Jetzt entfliehen.

 
Diese Prozesse können gesund (wie z.B. beim Flow-Erleben oder beim Tagträumen), aber auch Symptom einer psychischen Störung sein.

Beim Pferd können wir etwas ähnliches beobachten:

Bleibt dein Pferd in der Bodenarbeit immer wieder stehen, starrt in die Ferne (ohne dass dort etwas zu sehen wäre) oder wirkt in sich gekehrt und ist dabei kaum ansprechbar?

Du merkst das auch daran, dass dein Pferd nicht mehr auf deine leisen Signale reagiert, sondern du richtig grob werden musst, um es ins Hier und Jetzt zurückzubringen.

Meist reagieren diese Pferde auch kaum noch auf Außenreize. Sie sind wie erstarrt – erschrecken aber dadurch nicht schneller als sonst, weil sie geistig gar nicht richtig anwesend sind.

Zeigt dein Pferd diese Anzeichen, sind wahrscheinlich körperlich stark unangenehme Reize beteiligt. Oder dein Pferd erwartet sehr unangenehme emotionale Erfahrungen, die es in der Vergangenheit mit ähnlichen Situationen verknüpft hat.

Dein Pferd ist überfordert. Doch diese Überforderung entsteht nicht direkt aus der aktuellen Aufgabe. Sie ist vielmehr ein Resultat vergangener Erfahrungen.
 


Woran du Dissoziation erkennst und wie du deinem Pferd helfen kannst, erfährst du hier:

Dissoziation – Wenn Pferde kein Interesse zeigen


 
 

4. Abspulen von Verhalten – Anzeichen von Überforderung bei extravertierten Pferden

Hast du das Gefühl, dein Pferd dreht immer mehr auf, wird hektisch und spult Verhalten ab?

Wenn extravertierte Pferde überfordert sind, zeigt sich das eher in überdrehter Aktivität.

Sie versuchen nicht, sich der Situation räumlich zu entziehen (indem sie weggehen) oder mental (indem sie sich ablenken oder wegblenden). Stattdessen werden sie aktiv. Und versuchen immer angestrengter, die Aufgabe doch irgendwie zu lösen.

Ist ein solches Pferd überfordert, entsteht immer mehr Anspannung. Und diese Anspannung leitet das Pferd in Bewegung um. Es kann sein, dass das Pferd anfängt zu rennen oder gelerntes Verhalten (wie z.B. Tricks) abzuspulen.

Das sind Anzeichen dafür, dass das Pferd überfordert ist. Es mangelt an Klarheit darüber, was überhaupt gerade die Aufgabe ist und deshalb wird einfach mal alles ausprobiert, was das Pferd so kennt 🌪.

Zwischen Pferd und Mensch geht die Kommunikation verloren, weil das Pferd nicht mehr zuhört und nicht mehr gelassen nachdenken kann.

Hast du ein Pferd an deiner Seite, das dazu neigt, Verhalten abspulen? Dann sollte der Fokus gerade bei anspruchsvollen Aufgaben darauf liegen, aus der inneren Ruhe heraus zu agieren und sich Zeit zu lassen.
 
 

5. “Respektloses” Verhalten – Rüpeliges Verhalten als Anzeichen dafür, dass dein Pferd überfordert ist

Eine der wichtigsten Ursachen für rüpeliges Verhalten wie Schubsen, zu nah kommen, Umrennen oder auch Schnappen ist Stress. Leider werden diese Verhaltensweisen oft als respektlos abgestempelt und die Pferde gestraft.

Dabei sind diese Pferd oft einfach überfordert. Das Pferd weiß nicht, was genau es eigentlich tun soll. Strafst du in einem solchen Moment, machst du deinem Pferd damit noch mehr Stress.

Dadurch entsteht schnell eine Teufelsspirale der Härte – das Pferd wird immer rüpeliger, weil es die nächste grobe Handlung des Menschen fürchtet, während der Mensch sich vor dem rüpeligen Pferd schützen will und dadurch immer grober wird.

Wenn du dieses Muster bemerkst, frage dich:

Ist dein Pferd so rüpelig, weil es angespannt ist?
Und könnte diese Anspannung daher kommen, dass dein Pferd die Aufgabe lösen WILL, aber nicht weiß wie?
 


Über den sanften Umgang mit vermeintlich respektlosen Pferden habe ich eine Beitragsreihe geschrieben. Hier erfährst du mehr über Ursachen, Lösungen und Übungen, die helfen können:

Beitragsreihe: „Respektloses Pferd?“


 
 

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Fazit: Diese fünf Anzeichen deuten darauf hin, dass dein Pferd überfordert ist

 

  1. Es versucht, sich der Situation räumlich/körperlich zu entziehen, indem es weggeht oder sich ständig ablenken lässt.
  2. Es versucht, sich der Situation mental zu entziehen, indem es sich durch allerlei Außenreize ablenken lässt, statt sich mit dir und der Aufgabe zu befassen.
  3. Es versucht, sich der Situation mental/emotional zu entziehen, indem es sich wegblendet.
  4. Es versucht mit seinem Stress umzugehen, indem es hyperaktiv wird und immer stärker versucht, die Aufgabe zu lösen.
  5. Es versucht, seine negativen Gefühle zu bewältigen, indem es gegen den Menschen geht.

 

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