Du willst einfach nur ab und an reiten – gleichzeitig möchtest du aber auch beachten, was dein Pferd will und eben auch nicht will.
Begegnest du deinem Pferd auf Augenhöhe, kann und darf es zum Reiten Nein sagen.
Bedeutet das, dass du aufs Reiten verzichten musst, sobald du deinem Pferd mehr Mitsprache zugestehst?
Wird dein Pferd einfach keine Lust haben, geritten zu werden?
Nicht unbedingt.
👉 Wenn du die folgenden vier Faktoren beachtest, gibt es für dein Pferd kaum noch einen Grund, etwas gegen das Reiten zu haben.
Reiten geht auch sanft und auf Augenhöhe. Doch dazu müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Voraussetzungen, die du dir unter Umständen mit etwas Zeit und Geduld erarbeiten musst 🌿.
Faktor 1: Wie dein Pferd Reiten bisher kennengelernt hat
Die meisten Pferde verknüpfen mit dem Reiten nicht einfach einen Menschen, der auf ihrem Rücken sitzt. Sondern auch Zwang, körperliches Unwohlsein oder sogar Schmerzen. Funktionieren zu müssen, wie auf Knopfdruck zu reagieren und die eigenen Empfindungen und Bedürfnisse nicht äußern zu dürfen.
Die Frage ist also:
Fängst du mit deinem Pferd was das Reiten angeht bei 0 an? Hat dein Pferd also eine neutrale Einstellung zu einem Menschen auf seinem Rücken?
Oder startet ihr schon bei -24, weil dein Pferd negative Erfahrungen gemacht hat?
Aus unangenehmen und schmerzhaften Erfahrungen entsteht eine negative Einstellung – eine Abneigung gegenüber dem Reiten. Dann geht es erstmal nur darum, deinem Pferd zu vermitteln, dass ein Mensch auf seinem Rücken nichts per se schlechtes ist, wogegen man sich wehren (Nein sagen) muss.
Deine Aufgabe:
👉 Positive Erfahrungen zu schaffen. Gestalte das Reiten (und alles, was damit zu tun hat!) so, dass dein Pferd sich damit wohl fühlt.
In einem Umgang auf Augenhöhe kannst du nicht einfach satteln und auf dein Pferd hüpfen (wenn dein Pferd eine Aversion dagegen hat). Dein Pferd dir vorher mehr oder weniger deutlich Nein kommunizieren und du möchtest dieses Nein schließlich achten.
Stattdessen muss jeder Aspekt, der mit dem Reiten zu tun hat, so gestaltet werden, dass dein Pferd sich selbst als entspannt, selbstwirksam, bestärkt, aktiv oder motiviert erlebt – und zwar nicht erst, wenn du losreitest, sondern schon, wenn du mit dem Sattel um die Ecke kommst.
Tipp: Reflektiere nach jeder Trainingseinheit, ob es dir gelungen ist, bei deinem Pferd ein angenehmes Gefühl hervorzurufen und mit dem Reiten zu verknüpfen 🧐.
So merkst du mit der Zeit, wie sein Widerstand schmilzt, weil es sich immer mehr gesehen fühlt.
Faktor 2: Wie eurer Entwicklung eines Miteinanders auf Augenhöhe die Einstellung deines Pferdes zum Reiten beeinflusst
Ob dein Pferd sich als motiviert, selbstwirksam, entspannt etc. erlebt, wird direkt dadurch beeinflusst, in welcher Phase eurer Entwicklung einer Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe ihr euch gerade befindet.
📖 Die Entwicklung einer Beziehung auf Augenhöhe unterteile ich in vier Phasen. In dieser Beitragsreihe kannst du alle Phasen im Detail kennenlernen:
MPMB – 1. Das Modell der Pferd-Mensch-Beziehung auf Augenhöhe
Steht ihr noch ganz am Anfang (seid also in der (Un)Learning– oder gerade in der Nurturing-Phase), kann es sinnvoll sein, das Reiten eine Zeit lang auf Eis zu legen. So lange, bis dein Pferd verstanden hat, dass sein Nein gesehen wird. So unterbrichst du nicht immer wieder den Prozess, in dem dein Pferd Vertrauen in euren neuen Umgang entwickelt.
🌿 Hat dein Pferd Vertrauen, Motivation und Offenheit gegenüber allen Aufgaben entwickelt, die du so mitbringst?
Dann könnt ihr euch das Reiten auf neue, sanfte Weise zurückerobern. Und zwar so, dass dein Pferd wirklich ja dazu sagen kann und Spaß am Reiten entwickelt.
Solange dein Pferd aber noch nicht versteht, dass es seine Meinung äußern darf (und dass auch freiheraus tut), wird es wie gewohnt alles tun, was du verlangst. Dazu zählt auch das Reiten.
Ohne starkes Nein deines Pferdes kann das Reiten nicht auf Augenhöhe stattfinden.
Denn dass dein Pferd brav mitmacht, bedeutet nicht, dass es Freude hat oder einverstanden ist mit seiner Aufgabe. Hier geht es also erstmal darum, dass das Vertrauen deines Pferdes in sein Nein wächst. BEVOR ihr diese Art des Miteinanders in den Sattel mitnehmt.
Faktor 3: Ist dein Pferd körperlich dazu in der Lage die Aufgabe (ohne Unwohlsein) zu meistern?
Nicht nur das emotionale Erleben ist wichtig, sondern auch das körperliche. Dazu zählt die Frage, ob dein Pferd körperlich gut genug vorbereitet ist, um dich ohne Unwohlsein zu tragen.
Diese Vorbereitung findet in der gymnastizierenden Bodenarbeit statt. Hierfür darfst du dir Monate, u.U. auch mehrere Jahre Zeit nehmen.
Die Länge der Reiteinheiten, das Equipment (insbesondere ein passender Sattel) und die Anforderung durch die gefragten Lektionen/Aufgaben wirken sich direkt darauf aus, ob dein Pferd sich in seinem Körper wohl fühlt, wenn es geritten wird. Im freien Vorwärts durchs Gelände zu streifen ist z.B. etwas anderes, als eine Runde nach der anderen auf dem Reitplatz zu drehen.
Hier kommt dir das Nein deines Pferdes und euer Miteinander auf Augenhöhe sehr gelegen:
Ein selbstbewusstes Pferd, das im Umgang mit dem Menschen geachtet wird, wird seine körperlichen Grenzen durch Mimik, Gestik und Verhalten deutlich kommunizieren. Und als empathischer Mensch wirst du eben auch ganz bewusst dort hinschauen.
Frage dich (und dein Pferd) ganz bewusst:
Wie viel kann der Körper deines Pferdes wirklich leisten? Ohne, dass sein Wohlbefinden darunter leidet.
Faktor 4: Dein altes Bild vom Reiten – Bist du bereit, Kontrolle abzugeben?
Damit Reiten im Miteinander auf Augenhöhe möglich wird, musst du bereit sein, deinem Pferd einen Einfluss auf eure Art zu Reiten zuzugestehen. Das bedeutet:
Du musst bereit sein, Kontrolle an dein Pferd abzugeben.
Das ist nicht leicht. Insbesondere, wenn du (berechtigterweise) ein großes Sicherheitsbedürfnis hast. Sicherheit entsteht im Miteinander auf Augenhöhe jedoch nicht mehr allein durch Kontrolle. Sondern durch Kommunikation und die Zugewandtheit des Pferdes.
Bevor es ans Reiten geht, solltest du dir sicher sein, dass dein Pferd dir wohlgesonnen ist. Dass es sich bei dir (und mit der Aufgabe) sicher fühlt. Dass es im Zweifelsfall nicht gegen dich geht oder dich ausblendet, sondern bei einem Problem die Kommunikation mit dir aktiv sucht.
So erreichen wir beim Reiten eine neue Ebene der Sicherheit, die aus der Verbindung zwischen Pferd und Mensch entsteht.
Zum Thema Kontrolle musst du außerdem herausfinden, wie genau Reiten bei euch ab jetzt aussieht und abläuft:
Zu welchen Lektionen ist dein Pferd bereit?
Welche Art der Hilfengebung ist für dein Pferd angenehm?
Wie lange möchte es dich auf seinem Rücken haben?
Will dein Pferd Vorschläge machen oder empfängt es lieber klare Anweisungen von dir?
All das gilt es gemeinsam zu entwickeln. So, dass sowohl dein Pferd als auch du dich mit EURER ganz eigenen Art des Reitens wohl fühlt.
Genug von Alltagskampf und Trainingszwang?
Lass uns das Miteinander mit deinem Pferd so sanft gestalten, wie es DIR gefällt.
Was braucht es wirklich, damit du nicht mehr wahlweise frustriert oder hilflos vom Stall nach Hause fahren musst???
Um das herauszufinden, müssen wir nicht mal im selben Bundesland wohnen, denn:
DU bist Expert*in für dein Pferd und dich. Und euren Weg.
Kombiniere das mit…
🌿 unseren 10+ Jahren Sanftheits-Erfahrung,
🌿 extra für sensible Pferdemenschen verfeinerte Werkzeuge&Techniken
🌿 und der Kraft eines bewussten „Ich-gehe-das-JETZT-an“.
Und schon erschaffst du nach unserem Klarheitsgespräch ein Miteinander mit deinem Pferd, das sich nach sonnigen Oktobertagen und selig in Ponymähne vergrabener Nase anfühlt.
(Bitte einmal tief einatmen und den Gedanken genießen, dass DAS euer neues Normal sein könnte 😍!)
Anderthalb Stunden mit uns, nach denen es dir so in den Fingern kribbelt, dass du am liebsten sofort zum Stall fahren würdest. „Äh, ich bin dann nochmal kurz am Stall 👋…“ (wir wissen beide, wo das endet – aber was soll’s, wenn du danach mit einem fetten Grinsen zu deinen Liebsten nach Hause zurückkommst 😅).
Fazit: 4 Voraussetzungen, damit Reiten im Miteinander auf Augenhöhe möglich wird
- Pferd verknüpft angenehme Erfahrungen und Gefühle mit allem, was mit Reiten zu tun hat
- Dein Pferd ist motiviert und offen gegenüber Aufgaben, die du mitbringst.
- Du hast dein Pferd körperlich so vorbereitet, dass es dich ohne Unwohlsein auf seinem Rücken tragen kann.
- Du bist bereit, Kontrolle an dein Pferd abzugeben und deinem Pferd bei der Gestaltung des Reiten eine Mitspracherecht einzuräumen.
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