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3 Übungen, die helfen, wenn dein Pferd in der Freiarbeit an dir klebt

 
Du willst endlich auf Distanz mit deinem Pferd arbeiten, es aber nicht mit viel Druck rausschicken? Oder du hast es mit Druck schon versucht, dein Pferd lässt sich aber nur zäh rausschicken und kommt immer wieder nach innen? Dein Pferd klebt in der Freiarbeit an dir, sodass ihr einfach nicht richtig in Flow kommt?

Das Kleben am Menschen ist eines der häufigsten Probleme in der Freiarbeit. Gerade das Clickertraining bzw. Training auf Basis positiver Verstärkung bringt hier seine ganz eigenen Schwierigkeiten mit sich.

Schließlich wollen wir unsere Pferde nicht mit grobem Seilschlenkern und “Stufe 4” von uns wegschicken. Denn damit macht man schon die erste Idee von Distanz zu einer unangenehmen Erfahrung.

Vielmehr geht es dir wahrscheinlich darum, das Selbstbewusstsein deines Pferdes zu stärken, indem es sich räumlich von dir löst. Darum, eure Kommunikation zu verfeinern, damit ihr auf sanfte Weise interagieren könnt – egal, ob ihr physisch über das Seil verbunden seid oder nicht. Darum, eine Verbindung aufzubauen, die keine physischen Mittel erfordert, weil dein Pferd sich dir von sich aus zuwendet.

Deshalb zeige ich dir heute 3 einfache Möglichkeiten, die du in der Freiarbeit ausprobieren kannst und die dir helfen werden, das Kleben am Menschen aufzulösen.
 
 

1) Neue Führpositionen erarbeiten – Das Muster aufbrechen

Wahrscheinlich hat sich in eurer Frei- oder auch Bodenarbeit inzwischen ein Muster verfestigt, bei dem du immer wieder in derselben Führposition landest. Vielleicht läufst du die meiste Zeit auf Kopf- oder Halshöhe deines Pferdes oder dein Pferd läuft sogar hinter dir her.

Auf dieser Basis die Distanz zwischen Pferd und Mensch zu erarbeiten, ist für das Pferd ziemlich stressig. Denn dabei versuchen wir, das alte Muster gleich auf zwei Arten zu brechen:

1. Wir verändern den Abstand
und
2. wir verändern die Führposition.

Um dein Pferd nicht zu überfordern, verändere nicht gleich beide Punkte. Fang stattdessen mit der Führposition an! So schaffst du erstmal ein Erfolgserlebnis.
 

Die Vorteile:

Wenn du verschiedene neue Führpositionen entwickelst, bricht das Muster deines Pferdes auf, immer in dieser einen bestimmten Position zu laufen.

Dein Pferd lernt, dass ihr in Verbindung bleiben könnt, auch wenn du dich nicht in seiner Kopfnähe befindest.

Je weiter Richtung Hinterhand du dich begibst, desto mehr Distanz entsteht zwischen Pferdekopf (altes Muster) und Mensch.

Auf diese Weise bekommst du eine stabile Basis für die Erarbeitung der Distanz in der Freiarbeit.
 
 

Welche Führpositionen kannst du erarbeiten?

In dieser Grafik sind verschiedene Führpositionen dargestellt.

Es gibt letztendlich keine Position, die du nicht einnehmen darfst. Du kannst auf Hals- oder Schulterhöhe gehen, auf Höhe des Brustkorbs, neben der Hinterhand oder rückwärts vor dem Pferdekopf. Du kannst auf allen Positionen innen oder außen laufen.
 


Wichtig: Achte immer auf deine Sicherheit! In der Nähe der Hinterhand besteht immer das Risiko, von umherfliegenden Hufen getroffen zu werden. Entscheide bewusst, ob du dieses Risiko mit deinem Pferd eingehen willst. Wann immer du dich unsicher fühlst – begib dich wieder in eine Position, in der du dich wohl fühlst und entspannen kannst.


 
Spiel mit diesen Führpositionen und versuche, die Verbindung und Kommunikation mit deinem Pferd stabil zu halten.

Wenn dein Pferd vor allem mit seiner Vorhand an dir klebt, wird es schon eine Herausforderung sein, eine Position auf Höhe vom Bauch oder der Kruppe einzunehmen. Dann arbeite erstmal schrittweise daran, dich von der Vorhand entfernen zu können.
 
 

2) Vom Menschen wegdenken – Targets und Gegenstände

Besonders im Clickertraining/Training auf Basis positiver Verstärkung, fällt es vielen Pferden schwer zu verstehen, dass es auch eine lohnenswerte Idee sein kann, vom Menschen wegzugehen.

Warum?

Weil die Pferde hier immer wieder in der unmittelbaren Nähe des Menschen belohnt werden. Kekse gibt es beim Menschen.

Als nächstes geht es also darum, deinem Pferd zu vermitteln, dass es sich lohnt, von dir “wegzudenken”. Andere Möglichkeiten wahrzunehmen, als die ganze Zeit an dir zu kleben.

Um diese Idee zu entwickeln, können Targets und anderes Equipment hilfreich sein.

Bringe deinem Pferd bei, sich auf Gegenstände in seiner Umgebung zuzubewegen. Das kann z.B. ein stationäres Target wie eine Pylone oder eine Bodenmatte sein. Oder ein bewegliches Target wie ein Poolnudeltarget oder ein Ball.

Selbst der Hufschlag kann als Target dienen.
 

Wichtig ist allein, dass dein Pferd versteht, dass es sich auf etwas anderes zu bewegen soll als auf dich. Dass es beginnt, sich an Gegenständen in der Umwelt zu orientieren.

 
So schaffst du es sehr leicht, dass sich dein Pferd erstmals von dir löst. Diese Idee musst du nun nur noch bestärken und ausbauen.
 
 

3) Selbstständig vom Menschen weggehen

Du kannst Targets nutzen, um deinem Pferd die Idee von Distanz zu vermitteln – musst du aber nicht.

Dein Pferd klebt an dir, weil du der Ort bist, wo es sehr sehr häufig verstärkt wird. Damit hast du quasi immer wieder kommuniziert: “Hier will ich dich haben”.

Um das zu durchbrechen, kannst du den Fokus für einige Freiarbeitseinheiten darauf legen, jede Bewegung zu bestärken, die dein Pferd von dir weg macht.

Die Schwierigkeit:

Du wirst den Eindruck haben, dass sich dein Pferd NIE von dir weg bewegt.

 
Das liegt daran, dass es schwierig ist, die KLEINEN Bewegungen zu erkennen, mit denen sich dein Pferd manchmal zentimeterweise von dir entfernt.

So klein kann die Bewegung der Schulter sein. Hier kannst du dein Pferd schon bestärken. So kleine Verschiebungen der Schultern des Pferdes nach außen kommen in der gemeinsamen Bewegung immer wieder vor. Du musst sie nur wahrnehmen.

 
ABER:
Die wenigsten Pferde laufen ganz stabil auf einer Linie. Stattdessen driften sie immer mal ein wenig nach innen und eben auch nach außen. Deine Aufgabe besteht darin, zu erkennen, wann das äußere Vorderbein deines Pferdes ein kleines bisschen weiter außen auffußt als zuvor – und diese Momente zu feiern, als hättet ihr DEN Durchbruch gehabt.

So stellen wir uns die Zirkellinie vor, die wir mit dem Pferd gehen. In unserer Vorstellung hat das Pferd immer denselben Abstand zum Menschen und läuft konstant auf einer Linie. Auch für die Gymnastizierung ist das unser Zielbild.

 

Tatsächlich wirst du mit deinem Pferd aber selten einen so perfekten Zirkel einhalten können. Ihr beeinflusst euch in euerer Balance ständig gegenseitig. So entfernt sich dein Pferd immer mal wieder ein wenig von dir – auch wenn du dafür bewusst gar nichts tust. Mal wandert die Schulter ein wenig nach außen. Mal Schultern und Hinterhand. Und dann kommt dein Pferd auch wieder etwas zu dir rein. 

 
Wie du in der Grafik siehst, gibt es immer wieder Momente, in denen sich der Abstand zwischen dir und deinem Pferd ein ganz klein wenig vergrößert. Je gleichmäßiger du deine eigene Linie einhalten (also selbst nicht nach innen oder außen fallen) kannst, desto mehr werden dir die Balanceverschiebungen deines Pferdes als solche auffallen. Lege deinen Fokus auf diese Momente und bestärke dein Pferd, wenn es sich dadurch nach außen von dir entfernt.

Du formst dir hier sehr kleinschrittig die Idee von “Ahh, es könnte sich auch lohnen, nach außen von meinem Menschen wegzugehen”.

Bestärke dein Pferd in diesen Einheiten auch dann, wenn es sich von dir entfernt, ohne dass du danach gefragt hast. Denn es geht darum, dass es die Idee dieser Möglichkeit entwickelt. Auf dieser Idee kannst du aufbauen.
 
 

Von der ersten Idee zur richtigen Distanz in der Freiarbeit

Baue die Distanz zwischen euch nach und nach aus, indem du deine Clicks bzw. das Lob etwas hinauszögerst. Fang damit aber erst an, wenn dein Pferd dir zuverlässig anbietet, sich minimal von dir zu entfernen.

In diesem Stadium kannst du auch deine Körpersprache hinzunehmen. Signalisiere deinem Pferd kurz bevor es ohnehin nach außen gehen wird, dass du dir mehr Distanz wünschst. Dazu musst du natürlich schon ein Gespür für die nächste Bewegung deines Pferdes entwickelt haben.

Indem du deine Körpersprache mit den Bewegungen deines Pferdes synchronisierst, rückt eure Verbindung wieder mehr in den Fokus.

Du machst einen Vorschlag und dein Pferd antwortet. Bestätige es, wenn es deiner Idee folgt. Aber sei auch darauf vorbereitet, dass es am Anfang nicht jedes Mal funktionieren wird. (Und wenn du ein selbstbewusstes Pferd hast und ihr eine Beziehung auf Augenhöhe führt, wird es auch später nie 100% “auf Knopfdruck” reagieren – das ist gut so.)
 

War dieser Artikel hilfreich für dich? Hast du eine Idee hinzuzufügen? Welchen Schwierigkeiten begegnest du in der Freiarbeit mit deinem Pferd? Schreib uns gern einen Kommentar 🌿.
 

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